Andrea Dins
Praxis für schamanische und spirituelle Heilarbeit

Hier möchte ich gerne meine Wahrnehmung zum „Neoschamanismus“ teilen:
Er polarisiert. Viele lehnen den Neoschamanismus ab und betrachten ihn als Scharlatanerie und dies kann ich teilweise verstehen.
In den 1970er Jahren gab es einen Boom an „Plastik-Schamanen“, die angeblich schamanisches Geheimwissen feilboten.
Vine Deloria soll mal gesagt haben: „Weiße Menschen in diesem Land sind so entfremdet von ihren eigenen Leben und so hungrig nach einem echten Leben, dass sie nach jedem Strohhalm greifen, um sich selbst zu schützen. Dabei sind sie so geprägt auf den schnellen Kick, dass sie ihre Spiritualität vorverpackt haben wollen, je sensationeller umso besser. Sie zahlen eine Menge Dollar an jeden, der unehrlich genug ist, um ihnen spirituelle Erlösung zu versprechen, nachdem sie das richtige Buch gelesen haben oder in der richtigen Fünfzehn-Minuten-Session saßen.“
Matthew King, ein spiritueller Lehrer der Lakota sagte: „Jeder Teil unserer Religion hat ihre Macht und ihren Sinn. Jede Kultur hat ihre eigenen Wege. Du kannst diese Wege nicht zusammen mischen, weil diese Wege jeweils ausbalanciert sind. Die Balance zu zerstören, ist respektlos und sehr gefährlich. Deshalb ist es verboten. Diese Dinge müssen gelernt werden, und das Lernen ist sehr schwierig. Deshalb gibt es nur sehr wenige wirkliche „Medizinmänner“ zwischen uns; nur einige wenige sind ausgewählt. Für jemanden, der nicht gelernt hat, wie unsere Balance ausgerichtet ist, ist es sehr, sehr gefährlich, sich als Medizinmann zu versuchen.“
In beiden Aussagen kann ich mich persönlich sehr gut wiederfinden. Ein traditioneller Schamane ist für mich ein Mittler zwischen den Welten, der bei indigenen Schamanen (darf ich das so sagen) „ausgebildet“ wurde – mit allem was dazu gehört.

Der Neoschamanismus ist von der Basis her aber für mich weder ein Diebstahl noch Scharlatanerie.

Michael Harner lernte bei indigenen Völkern Nord- und Südamerikas schamanische Praktiken, erkannte ähnliche Techniken und Ergebnisse bei anderen Kulturen und entwickelte den Core-Schamanismus (Kern-Schamanismus). Er behauptete nicht, „indianische Weisheiten“ zu vermitteln. Dieser Core-Schamanismus „zeigt“ Methoden, die von Kultur und Religion unabhängig wirken: Trommeln, um in den Zustand der Trance zu gelangen, Einführung in die untere Welt, Reise in die obere Welt oder Krafttiersuche. Die an Harner orientierte Foundation for Shamanic Studies ist das wichtigste Zentrum des Neoschamanismus.
Mit Neoschamanismus wird also eine moderne spirituelle Bewegung bezeichnet, die traditionelle Weltanschauungen und als schamanistisch bezeichnete Rituale indigener Stämme bzw. Völker aufnimmt, neu kombiniert (Eklektizismus), vermischt (Synkretismus) und für Angehörige der westlichen Kultur verständlich und anwendbar machen möchte. Die komplexe und dynamische Bewegung ist in vielfältiger Weise von spirituellem Wissen und Ritualen unterschiedlichster Kulturen geprägt und hat ihrerseits viele traditionelle Schamanen weltweit beeinflusst und verändert. (Internetfund)
Bei all dem Positiven hat der Neoschamanismus in meiner Wahrnehmung auch die ein oder andere „Schwachstelle“. Zu oft steckt für mich die romantische Vorstellung um die heile Welt darin. Es fehlt mir persönlich die Bereitschaft, sich mit dem Ursprünglichen auseinander zu setzen. Formate/Rituale werden vorgestellt, aber nicht hinterfragt. Zeremonien mit Ayahuasca werden mal eben als kurzes Event angeboten…dabei wird außer Acht gelassen, dass solche Zeremonien oftmals nur nach entsprechenden Riten und Dietas durchgeführt wurden…Geht es hier nur um einen Kick?

Und natürlich gibt es – wie überall auch – im Neoschamanismus „schwarze Schafe“, die mal eben nur das schnelle Geld machen wollen.

Ich achte die Menschen, die sich dem traditionellen schamanischen Weg verschrieben haben. Übrigens auch hier gibt es schwarze Schafe.))))

In meiner Wahrnehmung wird man von der „geistigen Welt“ zum Schamanen initiiert und nicht von Menschen und auch wenn ich viele Jahre mich nicht Schamanin nennen wollte, bin ich eine Mittlerin zwischen den Welten – eine Schamanin der Neuen Zeit.


 

 
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